Die Textilindustrie gehört zu den größten Umweltverschmutzern und Klimasündern der Welt. Neben der Lebensmittelindustrie werden kaum wo so viele natürliche Ressourcen wie Wasser, Erde und Öl verwendet und verschwendet, um den Profit einiger weniger global agierender Konzerne zu mehren. Die großen Marken produzieren zum Spottpreis in China, Bangladesch und anderen Ländern Asiens, weil ihrer Zulieferer dort nicht nur internationale Menschenrechte und die Umweltstandards missachten, sondern sogar gegen die laschen geltenden Gesetze der jeweiligen Länder verstoßen. Sie machen das, weil sie es können.
Wie grotesk das System mittlerweile ist, das zeigt nun ein neuer Bericht von Greenpeace, der jüngst in der deutschen TAZ beleuchtet wurde. Demnach werden Unmengen an Altkleidung für die Erzeugung von Ziegeln verwendet. Die einstmals in Europa und den USA verkauften und später im Müll gelandeten Kleidungsstücke von Nike, Polo & Diesel landen in den Brennöfen der asiatischen Baustoff-Wirtschaft, weil die Altkleidung billiger ist als Brennholz. Dass damit unglaublich giftige Substanzen in die Luft und in Böden und Gewässer gelangen, das scheint den Beteiligten zwar bewusst zu sein, sie jedoch nicht weiter zu stören.
Strukturen moderner Sklaverei
Den armen Ausgebeuteten an den Brennöfen bleibt auch nichts anderes übrig als das dreckige Geschäft der Konzerne zu verrichten, sie befinden sich in Strukturen moderner Sklaverei. Und die Profiteure am anderen Ende der Welt, die großen Markenkonzerne wie NIKE mit einem Bilanzgewinn von zuletzt über 6 Milliarden Dollar, putzen sich an ihren Zulieferern ab. Auf den Homepages der europäischen und US-amerikanischen Textilriesen finden sich schöne Bilder und Worte zum Thema Nachhaltigkeit, so wird die Reduktion des Klima-Fußabdrucks versprochen und Kampagnen zur Verringerung der Abfälle gepriesen.
Gleichzeitig sind es ihre Produkte, die nach einer vergleichsweisen kurzen Tragedauer oder gänzlich unverkauft bei uns im Müll und dann entweder im Sand der Atacama-Wüste oder eben in den Brennofen Bangladeschs landen. Im gesamten Kreislauf eines Kleidungsstücks, von der Erzeugung der Rohstoffe bis zu ihrer Verbrennung, kommt es zu zahlreichen Verlierern, aber es gibt nur wenige Gewinner. Die katastrophalen Auswirkungen der Textil-Maschinerie sind bereits gut dokumentiert, auch der Lieferkettenatlas der Gemeinwohlstiftung COMÚN gibt etwa zum Thema Baumwolle Auskunft.
Es braucht einen systemischen Wandel
Als Konsument*innen können wir mit unserem Konsum weder die Rahmenbedingungen der Produktion und schon gar nicht das traurige Ende der Produkte beeinflussen, wir könnten uns nur gegen den Erwerb dieser Kleidung entscheiden. Doch bis auf wenige Ausnahmen kleinerer Hersteller ist man nahezu bei jedem Konzern in der einen oder anderen Form mit diesen Machenschaften konfrontiert. Ein Boykott ist also utopisch und würde auch das systemische Problem nicht ändern, denn das liegt an der mangelnden Haftung für die Konzerne in den Ländern, in denen sie die Profite generieren.
Aus diesem Grund fordert die Gemeinwohlstiftung COMÚN auch die Einführung eines nationalen wie europäischen Lieferkettengesetzes. Erst wenn die Profiteure bei uns dafür verantwortlich gemacht werden können wie ihre Produkte erzeugt und auch wieder deponiert werden, erst dann werden sie dafür auch Verantwortung übernehmen. Denn bislang erzielen sie gigantische Gewinne damit, dass sie sich eben nicht darum kümmern müssen. Würden aber Nike, Polo, Diesel & Co ihrer Zulieferer in die Pflicht nehmen und gleichzeitig sicherstellen, dass ihre Produkte nicht in den Brennöfen landen, dann würde sich schnell etwas ändern. Und das können wir nur auf dem Gesetzesweg bewirken.
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