Auf Fotografien und Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert bietet die Pasterze noch einen eindrucksvollen Anblick, rund um 1850 dürfte die Ausdehnung von Österreichs bekanntestem Gletscher seinen nacheiszeitlichen Höhepunkt erreicht haben. Das war auch die Zeit, in der Kaiser Franz Josef die Pasterze persönlich besuchte und dem beliebten Aussichtspunkt ihren Namen gab. Was er damals sah, das kommt wohl nie mehr zurück.
Denn seit dem 19. Jahrhundert geht es bergab mit dem Gletscher, in den letzten Jahren sogar steil. Der Eisverlust hat inzwischen ein dramatisches Ausmaß angenommen, Prognosen zufolge könnten bis zum Jahr 2030 die letzten kärglichen Reste auch noch verschwunden sein. Ein österreichisches Natur-Wahrzeichen wird dann nur noch in den Geschichtsbüchern existieren, auch eine Folge des menschgemachten Klimawandels.
Pasterze verliert Anschluss an Lebensader
Der Obmann des Umweltausschusses des österreichischen Nationalrats, der grüne Abgeordnete Lukas Hammer, war kürzlich gemeinsam mit einer Gruppe beim Gletscher und trug ihn symbolisch zu Grabe. Die Pasterze wird nach Einschätzungen von Forscher*innen voraussichtlich schon in den nächsten zwei Jahren den Anschluss an den oberen Gletscher verlieren und damit endgültig von ihrer Lebensader abgetrennt.
“Der Pasterze beim Sterben zuzusehen tut mir im Herzen weh. Die Auswirkungen der Klimakrise sind hier oben nicht mehr zu leugnen und wir müssen Klimaschutz endlich als wichtigste gemeinsame Aufgabe anerkennen - über alle Parteigrenzen hinweg. Es geht uns alle an!” so Hammer. Der engagierte Abgeordnete nahm auch am “Gletscherbegräbnis” teil, das von der Organisation Protect Our Winters Austria (POW) organisiert wurde.
Opfer der menschgemachten Klimakrise
Die Zeremonie, mit der das Sterben der Pasterze symbolisiert werden sollte, wurde von Bischofsvikar Guggenberger und der evangelischen Pfarrerin Leuthold geleitet. Ein 150 Kilogramm schwerer Sarg aus purem Eis, gestaltet von Künstler Max Seibald, sollte die Gletscherschmelze und die Vergänglichkeit auch optisch verdeutlichen und wurde am großen Platz vor dem Besucherzentrum abgestellt - auch er wird bald verschwunden sein.
“Heute tragen wir mit der Pasterze eines unserer Wahrzeichen zu Grabe. Sie wurde Opfer der vom Menschen verursachten Klimakrise. Über tausende von Jahren hat das “Ewige Eis” am Großglockner unsere Landschaft geprägt. Doch alles, was davon bleibt, ist Schutt und Sand - wie in einer Wüste. Dieses Gletscherbegräbnis soll eine Mahnung sein, wir jetzt noch entschlossener handeln müssen” so Lukas Hammer.
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