Ein ausführliches Interview mit dem deutschen Top-Virologen Christian Drosten, in dem dieser erstmals auch umfangreich auf den engen Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Viren und den veränderten Umgang von Menschen mit Tieren spricht, sorgt derzeit für Aufsehen. Im kürzlich veröffentlichten Gespräch mit dem Schweizer Magazin „Republik“ bekundete er, dass aus seiner Sicht die chinesische Pelzindustrie als möglicher Ursprungsort für Sars-2, bei uns besser bekannt als „Corona“, für ihn die plausibelste Erklärung sei.
Kein gesichertes Wissen, aber Erfahrungswerte
Er verweist im Interview zwar mehrfach explizit darauf, dass es noch kein gesichertes Wissen dazu gebe, weil keine entsprechenden Studien existieren und insbesondere zur Verbreitung des Virus bei Pelztieren keine Daten vorliegen würden. Es gebe aber Erfahrungswerte mit Sars-1, die ihn in seiner Annahme bestärken:
„Ich habe dafür keinerlei Belege, außer die klar belegte Herkunft von Sars-1, und das hier ist ein Virus der gleichen Spezies. Viren der gleichen Spezies machen die gleichen Sachen und haben häufig die gleiche Herkunft. Bei Sars-1, das ist wissenschaftlich dokumentiert, waren die Übergangswirte Marderhunde und Schleichkatzen. Das ist gesichert. Ebenfalls gesichert ist, dass in China Marderhunde in großem Stil in der Pelzindustrie verwendet werden. Wenn Sie irgendwo eine Jacke kaufen mit Pelzkragen, ist das chinesischer Marderhund, fast ohne jede Ausnahme. (…) Marderhunden und Schleichkatzen wird lebendig das Fell über die Ohren gezogen. Die stoßen Todesschreie aus und brüllen, und dabei kommen Aerosole zustande. Dabei kann sich dann der Mensch mit dem Virus anstecken. Diese Tiere waren bei Sars-1 eindeutig die Quelle. Das ist wissenschaftlich belegt.“
Generell sei nach Ansicht des Virologen die intensivierte Nutztierhaltung, das Eindringen in natürliche Lebensräume von Wildtieren und der wachsende Fleischhunger der Menschheit ein massiver Treiber der Übertragung von Viren von Tieren auf Menschen. Je dichter und größer die Bestände an Tieren seien, umso größer wäre auch das Risiko, dass ein Virus in einem Bestand mutiert und sich später auch auf Menschen überträgt.
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