Die österreichische Influencerin Martina Hohenlohe erntete erst vor kurzem einen veritablen Shitstorm unter ihren eigenen Follower*innen, nachdem sie Werbung für ein Kreuzfahrtunternehmen gemacht hatte. Ob sie denn kein Gewissen habe, wurde sie gefragt, und ob sie sich der katastrophalen Folgen für die Umwelt bewusst sei.
Hohenlohe, das muss man ihr zugutehalten, hat sich der Kritik ihrer Anhängerschaft im Netz gestellt. Sie sieht das offenbar etwas anders und hält es nach wie vor für legitim, dass man im Jahr 2024 für die schwimmenden Giganten auch noch Werbung macht. Das ist ihr gutes Recht, auch wenn es wohl manche ordentlich enttäuscht hat.
Ausstoß wie von 5 Millionen Autos
Aber warum ist die Kritik an den Kreuzfahrtschiffen so groß? Das liegt vor allem an den Dimensionen ihrer Schädlichkeit. Dazu eine Zahl, die das Problem wohl griffig auf den Punkt bringt: Der Schadstoff-Ausstoß eines einzigen herkömmlichen Luxusliners pro Tag, entspricht den gesamten Emissionen von 5 Millionen PKW.
Um die Größenordnung einordnen zu können: Das entspricht ungefähr dem gesamten PKW-Bestand Österreichs. Im Jahr 2023 waren in der Alpenrepublik exakt 5,18 Millionen PKW zugelassen. Würden sie alle an einem Tag gleichzeitig unterwegs sein, dann würden sie so viele Schadstoffe in die Luft blasen wie ein einziges Kreuzfahrtschiff.
Enorme Gesundheitsschäden
Die Auswirkungen dieser Emissionen können unmittelbar die Gesundheit von Menschen gefährden. Wie der NABU in Deutschland zeigte, ist die Konzentration von Partikeln in der Luft, die durch Kreuzfahrtschiffe ausgestoßen werden, so hoch, dass sie extreme Schäden verursachen kann. Dazu der NABU: "Vor allem Feinstaub, Ruß und Stickoxide belasten die menschliche Gesundheit und können Asthma, Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar Krebs verursachen. Die Ursache des Problems ist der Einsatz des dreckigen Raffinerieabfalls Schweröl, das als billiger Treibstoff verwendet wird, um die riesigen Maschinen anzutreiben. Der Schwefelanteil, eine Art Gradmesser für die Sauberkeit eines Kraftstoffs, liegt beim Schweröl bis zu 3.500-fach über dem des herkömmlichen Diesels für Pkw und Lkw. Erschwerend kommt im Bereich der Schifffahrt allerdings noch hinzu, dass die Abgase völlig ungefiltert in die Luft geblasen werden. Partikelfilter und Katalysatoren, wie sie in Autos serienmäßig eingesetzt werden, findet man bei Schiffen kaum. Und so stößt ein Kreuzfahrtschiff pro Tag etwa genauso viele Schadstoffe aus wie 5 Millionen Autos."
Alternative ist nicht besser
Grund dafür ist der Antrieb mit Schweröl, der nicht nur hohe Mengen an CO2-Ausstoß verursacht, sondern auch Rußpartikeln emittiert. Diese wiederum wirken sich besonders schädlich auf die Umwelt und das Klima aus. Doch auch die Alternativen, etwa Flüssiggas, sind nicht weniger klimaschädlich, wie neue Studien zeigen.
Denn bei LNG, also Flüssiggas, wird Methan freigesetzt und das wiederum ist deutlich schädlicher als CO2 – genauer gesagt 80-mal so schädlich. Also auch diese Antriebe sind keine echte Lösung, sondern maximal eine Form des Greenwashings. Es wird wohl nie eine umweltfreundliche Antriebsform für diese Meeresgiganten geben.
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