Letzte Woche war ich in einem Arbeiterslum in Süditalien, es liegt unweit von beliebten Urlaubsorten, in denen Menschen ihre Zeit genießen. Dort leben je nach Ernte- Saison zwischen 3.000 und 6.000 Menschen. Die meisten von ihnen sind Flüchtlinge ohne Papiere, die anderen sind Wanderarbeiter*innen aus Rumänien oder Bulgarien. Veronika Bohrn Mena
Das italienische Arbeiterslum ist aufgebaut wie eine Stadt. Es gibt Baracken als „Lebensmittelgeschäfte“, in alten Kanistern wird Trinkwasser verkauft, auf Brettern werden (gebrauchte) Arbeitsschuhe angeboten. In einer anderen Hütte werden Haare geschnitten und in einem Sperrholzbau ein gehäutetes Schaf zerlegt. Veronika Bohrn Mena
Die Bauern von den landwirtschaftlichen Betrieben aus der Gegend holen sich dort früh morgens die Arbeiter*innen einzeln oder in kleinen Gruppen ab und bringen sie gegen 20 Uhr wieder zurück. Sie stehen 12 Stunden am Stück gebückt in der Sonne und werden nach der Menge der Kisten an Gemüse bezahlt, das sie hier ernten.Veronika Bohrn Mena
Direkt an den Feldern warten LKW-Fahrer, die ebenfalls unter furchtbaren Bedingungen wochenlang durchgehend über Europas Straßen brettern müssen. Die meisten von ihnen stammen aus Osteuropa oder der Ukraine. Ohne diese unterbezahlten, ausgebeuteten Menschen, wären unsere Supermarkt-Regale de facto leer. Veronika Bohrn Mena
Und die Ausbeutung geschieht nicht nur auf den Feldern, denn es werden hier auch Arbeiter für Bauarbeiten oder die Fabriken abgeholt. Einige der Frauen aus dem Slum sitzen halb nackt auf Klappstühlen an den naheliegenden Straßenkreuzungen und Kreisverkehren. Ob sie sich freiwillig prostituieren, darf hinterfragt werden. Veronika Bohrn Mena
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