„Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wären alle Menschen Vegetarier“ – dieses bekannte Zitat, das dem Sänger und Vegetarier Paul McCartney zugeschrieben wird, dürfte wohl von der Realität nicht mehr sehr weit entfernt sein. Zumindest wenn man sich die Zustände in den Tierfabriken der meisten europäischen und außereuropäischen Länder ansieht. Eine neue Recherche des britischen „Guardian“, vom ORF gut zusammengefasst, deckt nun die Bedingungen für Menschen und Tiere auf, die nur als katastrophal bezeichnet werden können.
Alleine in der Europäischen Union wird von der Fleischindustrie ein Umsatz von über 220 Milliarden Euro erzielt, rund eine Million Menschen werden in den Fabriken beschäftigt. Zumeist handelt es sich dabei um Migrant*innen aus Osteuropa, doch in den letzten Jahren kommen immer mehr Menschen aus Fernost hinzu. Diese werden unter widrigsten Bedingungen beschäftigt und untergebracht, wie der Fall von Tönnies in Deutschland zeigte, der zu einem großen Aufschrei, aber kaum Verbesserungen in der Branche führte.
Menschen und Tiere gleichermaßen betroffen
Im Mittelpunkt der neuen Recherchen stehen die Arbeitsbedingungen für die Arbeiter*innen, doch auch das Wohl der Tiere wird der Profitmaximierung der Fleischindustrie untergeordnet. Dazu gehören nicht nur tagelange Tiertransporte, sondern etwa auch die systematische Haltung auf Vollspaltenböden, die betäubungslose Kastration von Ferkeln oder eine stressvolle Umgebung bei der Schlachtung. Mit dem Tierschutzgedanken ist das bestehende System jedenfalls nicht vereinbar.
Doch auch die Landwirte zahlen einen hohen Preis für das Billigfleisch. Die Konzentrationsbewegungen in der Landwirtschaft nehmen an Dynamik zu, immer größere Betriebseinheiten entstehen und werden vom aktuellen Fördersystem der Europäischen Union auch noch befördert. Auf der Strecke bleiben kleinbäuerliche Betriebe und solche, die bewusst auf Tierwohl und Naturschutz setzen möchten. Denn die Förderungen zielen in erster Linie auf die Fläche ab, nicht auf die Qualität der Haltung und Fütterung.
Große Schäden auch für Umwelt
Damit verbunden ist auch ein gewaltiger Schaden für die Umwelt. Denn ein gewichtiger Teil des Kraftfutters für die Tiermast ist importiert aus Ländern des globalen Südens – und wird dort unter anderem in Regenwäldern angebaut. Dafür werden nicht nur Rodungen vorgenommen, sondern auch hochgiftige Pestizide eingesetzt, die sich fatal auf die Biodiversität auswirken. Das derart erzeugte Futter, etwa genmanipuliertes Soja, landet nach wie vor auch in österreichischen AMA-zertifizierten Schweinetrögen.
Zu den großen Playern im europäischen Fleischbereich zählen dänische, französische und deutsche Konzerne. Für sie ist die Herstellung zu miserablen Bedingungen ein riesiges Geschäft, wie die Entwicklung der Umsätze und Gewinne zeigt. Wesentlicher Faktor dabei ist aber auch der Einsatz von Steuergeld, der letztlich maßgeblich dazu beiträgt, dass derart günstig produziert werden kann. Und nicht zuletzt das Fehlen gesetzlicher Schranken für Ausbeutung und Zerstörung – etwa in Form eines Lieferkettengesetzes.
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