Die AMA hat heute auf den steigenden gesellschaftlichen Druck und das Verlangen der Bürger*innen nach mehr Tierwohl und Naturschutz reagiert. Leider entpuppt sich das angekündigte Maßnahmenpaket als Bauchfleck und wird daher heftig kritisiert. Umso seltsamer scheint in diesem Zusammenhang die Reaktion der zuständigen Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, die Worte des Lobes für die Null-Reform fand.
„Reform“ des AMA-Gütesiegels: Ein A4-Blatt mehr Platz
Denn statt eine gesetzliche Regelung bei Vollspaltenböden auf den Weg zu bringen, wie es nicht nur 416.000 Unterzeichnende des Tierschutzvolksbegehrens verlangen, sondern – so zeigen es repräsentative Umfragen – defacto fast alle Österreicher*innen, delegiert sie die Verantwortung auch weiterhin auf das AMA-System. Doch nur rund 40 Prozent aller in Österreich gehaltenen Schweine fallen unter diesen Standard.
Den neuen Plänen der AMA zufolge soll die „Reform“ so aussehen, dass Schweine einen Mehrplatz im Ausmaß von einem A4-Blatt erhalten. Auch das genmanipulierte Soja aus dem Regenwald soll weiterhin verfüttert werden dürfen. Und selbst der heftig kritisierte Vollspaltenböden, der sogar in Deutschland bereits abgeschafft wird, soll noch elf weitere Jahre lang, bis zum Jahr 2032, für den AMA-Standard verwendet werden dürfen.
Heftige Kritik
Die Entwertung des staatlich alimentierten AMA-Gütesiegels wird damit fortgesetzt. Auch die Grünen, Koalitionspartner der ÖVP in der Regierung, reagieren mit scharfer Kritik an den Plänen der AMA. Landwirtschaftssprecherin Olga Voglauer: „Mit mehr Tierschutz hat das neue AMA-Gütesiegel nichts zu tun, von mehr Klimaschutz kann auch nicht die Rede sein. Die Grundlage für das Gütesiegelprogramm stellt nach wie vor eine tierverachtende Haltung.“
Der Bundeskoordinator der Bürgerinitiative oekoreich, Sebastian Bohrn Mena, findet ebenfalls drastische Worte: „Es ist eine bodenlose Frechheit, dass die Politik die Bürger*innen beim Schutz der Tiere und der Natur erneut derart verhöhnt werden. Statt endlich ein Verbot des Vollspaltenbodens und einen Ausstieg aus Regenwald-Soja zu paktieren, wird der Stillstand bei der AMA bejubelt. Das ist auch Missbrauch an den Landwirten, die erneut keine Planungssicherheit erhalten. Wir werden dieses politische Totalversagen nicht länger hinnehmen und nun den Druck deutlich erhöhen. Die Bundesregierung hatte lange genug Zeit, sich dem Willen des Volkes anzunehmen, offenbar ist sie mehr am Willen der Konzerne interessiert. Unsere Antwort darauf wird folgen.“
Jetzt oekoreich+ abonnieren und vollen Zugriff auf unsere exklusiven Recherchen & Hintergrundinformationen erhalten. Ein Abonnement sichert unseren Fortbestand. Jetzt oekoreich+ abonnieren!
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!