Der nächste „bedauerliche Einzelfall“ oder doch eher Ausdruck eines völlig falschen Systems? Diese Frage diskutiert derzeit halb Bayern, nachdem vor kurzem schon wieder ein besonders skandalöser Fall von Tiermisshandlung in einem Stall aufgedeckt wurde. Bei einer Kontrolle wurden im Chiemgau dutzende tote Rinder auf einem Bauernhof gefunden, darunter auch zahlreiche Jungtiere, die teils vollständig in Gülle versunken waren.
Sie wiesen Spuren von Rattenbiss auf und unterschiedliche Grade von Verwesung. Ein unmittelbares „Unglück“ dürfte also nicht dahinterstecken, vielmehr Verwahrlosung und Misshandlung von Tieren. Der betreffende Landwirt steht unter Verdacht, die Staatsanwaltschaft ermittelt. In der medialen und politischen Öffentlichkeit ist nun eine Diskussion darüber entbrannt, ob die Anzahl der Stallkontrollen zu niedrig ist.
Kein gutes Zeugnis
Der Bayrische Rundfunk etwa zitiert eine wissenschaftlich-universitäre Studie aus dem Vorjahr, die der deutschen Milchwirtschaft insgesamt kein gutes Zeugnis ausstellt: "Insgesamt gab es viele gut wirtschaftende Betriebe, aber leider auch einen beträchtlichen Anteil an Betrieben, in denen die verschiedenen Aspekte einer guten landwirtschaftlichen Praxis nicht eingehalten wurde mit Konsequenzen für die Tiergesundheit."
In vielen Fällen würde die persönliche Überforderung von Landwirten oder familiäre Schicksalsschläge hinter den Misshandlungs-Skandalen stecken, die Behörden und Verbände seien sich dessen bewusst und würden versuchen mit konkreten Hilfsangeboten gegenzusteuern. Dennoch fordern Tierschützer mehr Kontrollen, höhere Strafen und deutlich mehr Ressourcen für Amtstierärzte.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!