In Deutschland steht Medienberichten zufolge ein großer Fortschritt im Sinne des Tierwohls bevor. Auf Antrag des Landes Niedersachsen wird sich der deutsche Bundesrat bald mit einem Verbot von Kälbertransporten vor Vollendung der 4. Lebenswoche befassen. Das Land stützt sich dabei auf die Einschätzung der Bundestierärztekammer, wonach durch die immunologische Lücke vor diesem Lebensalter kein ausreichender Schutz gegeben sei.
Transportzeiten werden eklatant überschritten
Das ist in Österreich naturgemäß nicht anders. Hier hat der Tiertransporte-Experte und Veterinärmediziner Alexander Rabitsch kürzlich darauf hingewiesen, dass seinen Untersuchungen zufolge gerade diese Jungtiere auch nach rein innerösterreichischen Transporten in vielen Fällen sterben. Diese seien bis zu 18 Stunden unterwegs und werden über hunderte Kilometer von einer Sammelstelle zur nächsten gekarrt.
Die Forderung der Experten lautet daher, dass Kälbertransporte vor der 5. Lebenswoche gesetzlich untersagt werden müssen. Auch danach dürfen Transporte von nicht-entwöhnten Tieren nicht länger als 8 Stunden dauern, inklusive Be- und Entladezeiten an Sammelstellen. Ausnahmen soll es lediglich für Eigentransporte durch Bäuer*innen in einem Radius von 50 Kilometern geben. Damit dürften dann auch allfällige Einwände aus der Landwirtschaft beseitigt werden.
Transportverbot muss jetzt ausgesprochen werden
„Wenn Österreich nicht beim Tierschutz hinter Deutschland zurückfallen will, dann muss die Bundesregierung jetzt aktiv werden. Es sagt einem der gesunde Menschenverstand, dass Kälber im Alter von wenigen Tagen nicht transportiert werden sollten. Doch auch die Gutachten der Fachexperten beweisen die Schädlichkeit dieser Transporte, die in keinster Weise mit dem in der österreichischen Verfassung verankerten Tierschutzanspruch in Einklang zu bringen sind. Es muss daher unmittelbar ein Transportverbot ausgesprochen werden, damit nicht noch mehr arme Kälber auf innerösterreichischen Transporten sterben“ so Sebastian Bohrn Mena, Sprecher der Bürgerinitiative oekoreich und Bevollmächtigter des Tierschutzvolksbegehrens.
Und Tierarzt Alexander Rabitsch ergänzt: „Gesellschaftspolitisch bedarf es darüber hinaus eines Nachdenkens über die moralisch angemessene Behandlung von Tieren, über deren Leben, Leiden und Sterben“ so Rabitsch. Die Publikation "Tiergesundheitliche und tierschutzrechtliche Folgen innerösterreichischer Langstreckentransporte nicht-entwöhnter Kälber" erschien kürzlich im Fachjournal "Tier- und Artenschutz in Recht und Praxis" und kann hier nachgelesen werden.
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!