An mehreren Grenzstationen zwischen Polen und der Ukraine stehen teilweise über 500 LKWs gefüllt mit Lebensmitteln im Stau, ihre Abfertigung wird Wochen dauern. Am Grenzübergang Medyka war vor kurzem der Stau um die 42 Kilometer lang. Grund für diese Wartezeiten sind Blockaden polnischer Bauern, die im zollfreien Transfer ukrainischer Lebensmittel im großen Stil eine Bedrohung ihres Geschäfts sehen.
Durch den Angriffskrieg, den Russland im Februar 2022 begonnen hat, sind die Seewege für ukrainisches Getreide blockiert. Mehrere Versuche auf internationaler Ebene, zumindest eine Route für Schiffe freizuhalten, sind gescheitert. Für afrikanische und asiatische Staaten ist Getreide aus der Ukraine sehr wichtig, vor allem für jene mit Hungersnöten. Daher bot die Europäische Union an, das Getreide zollfrei über die Schengen-Grenze zu lassen, damit es in Europas Häfen verladen und verschifft wird.
Faule Eier auf EU-Gebäude
Teils ist es aber so, dass das Getreide in der EU bleibt und nicht wie gedacht nach Afrika verkauft wird. Dagegen protestierten polnische Bauern bereits seit Monaten. Und: Es bleibt nicht allein bei den Blockaden, bei denen es zu Handgreiflichkeiten und dem Verschütten von Getreide kam. In Wrocław (Breslau) bewarfen wütende Bauern vor kurzem sowohl das Haus der Regionalverwaltung und die Vertretung der Europäischen Kommission mit faulen Eiern.
Hier kommen einige Umstände zusammen, die die Proteste auslösten bzw. weiter antreiben. Zum einen sind das die ambitionierten Pläne der Europäischen Union zum sogenannten „Green Deal“, die neben der Sicherung der Böden auch Pestizidreduktion und stabile Preise beinhalten. Die Landwirte sehen darin mehr Auflagen und Forderungen sowie Bürokratie, die sie nicht leichtfertig stemmen können.
So handelte die neue polnische Regierung letzten Monat mit der Landwirtschaft neue Steuersätze und Subventionen aus. Daneben ist die Einfuhr von ukrainischem Getreide für sie eine Gefahr, eine Bedrohung ihres Geschäfts. Denn: Ukrainisches Getreide wird nicht nach EU-Standards angebaut und gelagert, es ist im Preis um etliches billiger als interne Ware und ist an und für sich nicht für den Markt der EU gedacht.
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