"Tatsache ist, dass erste behördliche Kontrollen klar gezeigt haben, dass ein Großteil der angezeigten Vorwürfe haltlos ist.“ Klingt so ein reumütiger Schlachthof-Besitzer, nachdem aufgedeckt wurde, dass Mitarbeiter von ihm Hühner auf bestialische Weise misshandelt haben? Diese Worte können der Stellungnahme entnommen werden, die vom steirischen Geflügelproduzenten TITZ einen Tag nach Aufdeckung des Skandals veröffentlicht wurde.
Nicht selbst, sondern über eine bekannte Wiener PR-Firma, wandte sich der steirische Skandal-Schlachthof an die Öffentlichkeit. Die Stellungnahme liest sich über weite Strecken aber für viele Menschen nicht so, als würde der Ernst der Lage wirklich verstanden worden sein: „Wir räumen aber ein, dass einige der vom VGT dokumentierten Szenen nicht in Ordnung sind und die wollen wir auch keinesfalls schönreden, sondern werden sie abstellen.“
Klagsdrohungen als Bumerang
Zur Erinnerung: Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) veröffentlichte Filmmaterial, das ihm anonym zugespielt worden war. Dieses wurde im vergangenen Jahr in einem Schlachthof der Firma „Johann TITZ GmbH“ im steirischen Feldbach mit versteckter Kamera angefertigt. Es zeigt Arbeiter, die wiederholt Tiere erschlagen und auch sonst auf unwürdigste Weise behandeln. Ihr Vorgehen ist ganz klar nicht mit dem Gesetz vereinbar.
Als der Verein den Schlachthof mit den Aufnahmen konfrontiert, reagiert dieser offenbar mit einer Klagsdrohung. Und dieses Vorgehen wiederum erzielt genau den gegenteiligen Effekt, immerhin macht der bekannte Wiener Journalist Florian Klenk von der Zeitung „Falter“ die Drohung öffentlich und aus Prinzip auch den Namen des Unternehmens. Immerhin hätte die Öffentlichkeit ein Interesse zu erfahren, wer hinter der Tierquälerei steckt.
Seltsamer Hinweis auf Konsumenten
Das Unternehmen kündigt in der dürren Stellungnahme auch Maßnahmen an, um künftig solche Misshandlungen zu vermeiden: „Damit so etwas nie wieder vorkommt, haben wir unser gesamtes Team mit diesen Bildern konfrontiert und dabei sehr deutlich gemacht, dass wir derartiges nicht tolerieren. Und wir werden in unseren Schulungen künftig noch stärker darauf achten, alle Mitarbeiter dahingehend zu sensibilisieren.“
Auf Anordnung der AMA werden die relevanten Prozesse im Schlachthof nun mit Video überwacht, ein erster wichtiger Schritt. Doch der Hinweis auf die Konsumenten in der Stellungnahme stimmt nachdenklich. Immerhin haben diese sicher nicht solche Methoden bestellt: „Es kann nicht sein, dass der Markt und die Konsumenten möglichst preiswerte Produkte von uns erwarten, aber gleichzeitig niemand wahrhaben will, dass das im kleinen Maßstab unmöglich ist.“
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