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Aufgedeckt: Tonnen voller weggeworfener Lebensmitteln in Nobel-BILLA

Der Nobel-BILLA in der Wiener Innenstadt wirbt mit den prunkvollen Räumlichkeiten - doch was jetzt in seinem Müllraum gefunden wurde, erhitzt die Gemüter.

3/29/2022
  • Österreich
  • Landwirtschaft
  • Ernährung
Aufgedeckt: Tonnen voller weggeworfener Lebensmitteln in Nobel-BILLA
Neben Bergen an Salat und Brot fand sich auch jede Menge Käse im Müll des Nobel-BILLA
Letzte Generation Österreich

Das Video dauert keine zwei Minuten, doch sein Inhalt sorgt jetzt für Aufregung. Es zeigt eine Gruppe von jungen Menschen, die gemeinsam eine Filiale der Supermarktkette BILLA in der Wiener Innenstadt besuchen. Das früher als „Nobel-Merkur“ bekannte Geschäft am Hohen Markt, einem der geschichtsträchtigsten und ältesten Plätze Wiens, ist heute ein „BILLA Corso“.

Der Konzern bewirbt seine Filiale mit folgenden Sätzen: „Schon seit dem Mittelalter ist der Genuss am Hohen Markt zu Hause. So fügt sich der BILLA Corso Hoher Markt mit seinem erlesenen Sortiment perfekt in das Stadtbild ein. In einem prächtigen Palais erwarten Sie neben Produkten für den täglichen Bedarf, zahlreiche Besonderheiten und Exquisites!

Aktion neuer Initiative deckt Missstand auf

Bekleidet mit Warnwesten haben sich die jungen Menschen nach eigenen Angaben am 26. März 2022 gegen 17:15 Uhr zielsicher in den Müllraum des Nobel-BILLA begeben – und dort Tonnen gefüllt mit weggeworfenen Lebensmitteln gefunden. In den großen Behältern finden sie: „Besonders viel Brot, Salat und Bananen. Auch einen Eimer voll mit Käse, der noch am gleichen Tag entsorgt wurde“, wie die für die Aktion verantwortliche Initiative „Letzte Generation Österreich“ auf Rückfrage von oekoreich berichten.

nullLetzte Generation Österreich
Nach der Aufdeckung haben sie gleich in der Filiale ihre Forderungen kommuniziert
Für sie zeigt diese Verschwendung auch den Irrweg im Lebensmittelhandel auf, wo prall gefüllte Regale bis zum Ladenschluss die Norm sind: „Die Ausbeutung der Menschen in der Landwirtschaft und die Zerstörung unserer wertvollen Äcker mit Pestiziden, Insektiziden und Kunstdünger. Das alles nur für übervolle Regale und die stetige Frischegarantie.“

Doch beim Aufdecken der vollen Müllcontainer ist es an diesem Tag nicht geblieben, wie das Video zeigt und die Gruppe auch berichtet: „Danach ist ein Teil der Aktivisti nach oben gegangen und hat sich vor das Fleisch-Regal gesetzt und Schilder in die Höhe gezeigt wie "Stoppt die Hungerkrise" oder "Getreide für Menschen statt für Futtermittel in der Massentierhaltung" oder "Stoppt die Überproduktion". 

Kritik: 400 Kilogramm Essen werden pro Jahr weggeworfen

Was sie damit bewirken wollen, dass sie sich vor die Fleischregale setzen? Die Antwort fällt umfangreich aus: „Weil die größte unbemerkbare Lebensmittelvernichtung tatsächlich durch den übertrieben Konsum von Tierprodukten stattfindet. Bei einem Fleischkonsum von 70 Kilogramm pro Jahr kommt man auf an die 400 Kilogramm Essen, die wir durch den Fleischkonsum unbewusst „wegwerfen“ jedes Jahr.

Denn bei der Verfütterung an Nutztiere geht der größte Teil der pflanzlichen Kalorien (und auch der Proteine) im Stoffwechsel der Tiere verloren und wird als Gülle ausgeschieden. Ein weiterer Teil wird zudem in nicht essbare Körperteile wie z.B. Knochen umgewandelt. Fleisch zu essen ist also so, als würden wir bei jedem Laib Brot, den wir kaufen, immer nur ein Siebtel essen und sechs Siebtel wegwerfen.“

Zentrale Forderung: „Essen-Retten-Gesetz“

Die zentrale Forderung der Initiative richtet sich aber an die Politik, nicht an die Konsument*innen. Denn der Staat könnte, wie das auch in anderen Ländern bereits praktiziert wird, ein „Essen-Retten-Gesetz“ erlassen. In Frankreich etwa ist es den Supermärkten bei Strafe verboten Lebensmittel in den Müll zu schmeißen.

Ein Vorbild für die Aktivist*innen auch für Österreich. Sie wollen: „Ein Essen-Retten-Gesetz, dass den Handel dazu bringt die Lebensmittel gleich vor Ort in der Filiale an Menschen zu verteilen. So braucht der Handel weniger bestellen und diese neue Situation würde einen Weg für eine Agrarwende ebnen. Flächen können dadurch nachhaltiger bewirtschaftet werden oder ganz der Natur zurückgegeben werden.
nullbilla.at
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Dass es sich bei der Aktion nicht um eine Eintagsfliege handelt, das hat die Initiative „Letzte Generation Österreich“ jedenfalls bereits unter Beweis gestellt. Seit Februar wurden gleich mehrere Aktionen und Demonstrationen im öffentlichen Raum durchgeführt. Im Gegensatz zu „Fridays For Future“ setzen die Aktivist*innen nach eigenen Angaben bewusst auf ausschließlich friedliche aber durchaus wahrnehmbare Störaktionen.

Wie wichtig es ist, dass das Bewusstsein für die Fehlentwicklungen bei manchen Konzernen des Lebensmittelhandels geschärft werden, zeigt auch eine aktuelle Aktion von BILLA Plus. Denn ausgerechnet die Supermarktkette also, bei der die Aktivist*innen jetzt laut Video und Eigenangaben massenhaft Essen in Mülleimern gefunden haben, wirbt aktuell mit Hühnerschnitzeln um 1,99 Euro. Einem aktuellen Prospekt kann man dieses fragwürdige Angebot entnehmen.


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