Trotz meist vehementer Ablehnung gegenüber der aktuellen Klimawandel-Diskussion zeigen Bauarbeiter ein hohes Umwelt- und Klimaschutzbewusstsein, sagte der Soziologe Simon Schaupp am Mittwoch bei einer Online-Pressekonferenz des Wiener Vereins "Diskurs. Das Wissenschaftsnetzwerk". Sie sähen unmittelbar die ökologische Zerstörung durch ihre Arbeitswerke und würden diese gerne nachhaltiger errichten.
Sozialwissenschaftliche Interviews mit Bauarbeitern ergaben, dass jene "ein überraschend großes Bewusstsein" für die Umweltproblematik ihrer Branche haben, betonte Schaupp, der am Departement Gesellschaftswissenschaften der Universität Basel (Schweiz) forscht. Sie berichteten beispielsweise von der Zerstörung des Lebensraums bestimmter Tiere durch ihre persönliche Tätigkeit auf Baustellen. Außerdem wüssten sie sehr wohl, dass die Bodenversiegelung und der CO2-Ausstoß durch ihre Branche problematisch sind.
"Man darf also nicht davon ausgehen, dass diese Arbeiter und Arbeiterinnen ein schwach ausgeprägtes Umweltbewusstsein haben", erklärte der Forscher. Sie verfügten über ein "verkörpertes Umweltbewusstsein". Dieses sollten Akademiker, die von Bauarbeitern in den Interviews als "Zahlenmenschen" bezeichnet wurden, genauso ernst nehmen wie wissenschaftliche Fakten zum Klimawandel. "Es gilt, Versöhnungsarbeit von Seiten der Akademiker und Akademikerinnen zu leisten, nicht alles andere als akademisches Wissen als unzureichend abzutun", meinte Schaupp.
Hier kann man die Studie nachlesen.
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