Der 20. Mai 2021 ist ein denkwürdiger Tag für all jene, die sich seit Jahren für ein Ende des grausamen Kükentötens einsetzen. An diesem Tag hat der Deutsche Bundestag endlich ein Gesetz beschlossen, mit dem das verboten wird. Dem vorausgegangen waren Jahre der hitzigen Debatten, vorgeblich über die technische Machbarkeit. Lange hatte die Industrie blockiert, waren auch die Bauernverbände dagegen Sturm gelaufen.
Am Ende hat die Vernunft gesiegt und die Einsicht, dass es im Jahr 2021 einfach nicht mehr geht, über 45 Millionen Küken am ersten Lebenstag zu schreddern oder zu vergasen. Von selbst hatte die hohe Politik diese Erkenntnis natürlich nicht, zuvor musste Druck von unten aufgebaut werden, mussten die Bürgerinnen und Bürger über die Hintergründe aufgeklärt werden. Denn wer weiß schon, was hinter den fensterlosen Mauern alles abläuft?
Warum werden die Küken getötet?
Es gibt in Wahrheit nur einen einzigen Grund, wieso die männlichen Küken getötet werden – die fehlende Wirtschaftlichkeit. Oder anders gesagt: Es bringt schlicht zu wenig Profit sie aufzuziehen. Natürlich argumentieren manche, dass die getöteten Küken als Futterquelle benötigt werden, etwa für Zoos. Doch wer dieser obskuren Argumentation folgt, disqualifiziert sich in Wahrheit selbst. In der Natur werden auch keine Küken verfüttert.
Nun wird Deutschland also weltweiter Vorreiter und schafft eine starke gesetzliche Grundlage für ein Verbot des grausamen Kükentötens. Doch auch in Österreich ist es immer noch legal und wird sogar massenhaft angewandt, Schätzungen sprechen von bis zu 9 Millionen Küken pro Jahr, die hier vergast werden. Es ist eine der wichtigsten Forderungen des Tierschutzvolksbegehrens gewesen, dies ein für alle Mal zu beenden.
Warum geht in Österreich nichts weiter?
Der überwältigende Erfolg des Volksbegehrens mit über 416.000 Unterschriften kommt auch daher, dass viele Menschen das Kükentöten beendet sehen wollen. Bislang wurde auch in Österreich argumentiert, dass die technischen Verfahren zur Geschlechtserkennung im Ei nicht serienreif wären – das ist natürlich falsch, es gibt die Verfahren, aber manche sind einfach nicht bereit sie einzusetzen, weil sie sich die Kosten sparen wollen.
So oder so, eine Lösung muss her. Das weiß auch die Geflügelbranche, die aufgrund des Drucks des Tierschutzvolksbegehrens nun bereit ist, das Kükentöten aufzugeben. Offen sind jetzt noch die Details, also Übergangsbestimmungen und Ausstiegsszenarien. Genau hier wird es drauf ankommen, dass am Schluss kein fauler Kompromiss rauskommt, bei dem in Wahrheit kein bisschen Tierleid verhindert wird. Der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
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