„Fleischesser sind Mörder!“, „Du vergewaltigst die Kuh, wenn Du Milch trinkst!“, „Alle Veganer sind Nazis!“, „Geht elend zugrunde an Euren Leichenteilen!“ – das sind nur ein paar Auszüge aus aktuellen Kommentaren, die wir unter Beiträgen löschen mussten. Immer wieder müssen wir Menschen sogar für die weitere Teilnahme an der Diskussion sperren, weil sie sich derart abwertend äußern, dass wir das nicht mehr zulassen können.
So auch unlängst, als oekoreich einen unabhängigen Labortest von Veggie-Würstchen veröffentlichte, der ein katastrophales Ergebnis mit sich brachte. Der Fund von Mineralöl und Pestiziden im Fleischersatz sorgte für heftige Diskussionen. Das ist grundsätzlich ja eine gute Sache, jedoch nicht mehr, wenn der Rahmen verlorengeht. Wo Menschen beleidigt werden, weil sie Fleisch essen oder darauf verzichten, dann geht das zu weit.
Ich verwehre mich gegen sprachliche Radikalität
Ich selbst esse seit 9 Jahren keine Tiere mehr, anfänglich aus ethischen Gründen, mittlerweile auch aus ökologischen und gesundheitlichen Gesichtspunkten. Und dennoch habe ich ein Volksbegehren initiiert und fast drei Jahre lang organisiert, das sich nicht gegen den Fleischkonsum ausspricht und auch nicht den Veganismus propagiert. Warum? Weil eben 99 Prozent der Menschen in unserem Land tierische Produkte konsumieren.
Wenn wir wollen, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln, dann geht das nur ohne sprachliche Radikalität. In dem Moment, wo man Menschen beleidigt und abwertet, geht’s nicht mehr um die Sache, sondern nur noch um die eigene Selbstgerechtigkeit. Und dagegen verwehre ich mich, auch als Herausgeber von oekoreich. Es ist nicht an uns ein spezielles Lebensmodell vorzuschlagen, sondern Fakten aufzuzeigen. Und zwar von allen Seiten.
Weiterentwicklung muss selbstbestimmt erfolgen
Bei oekoreich hinterfragen wir die ethischen, ökologischen und gesundheitlichen Auswirkungen der Produktion und des Konsums von Fleisch – aber natürlich auch von Gemüse, Obst und Fleischersatz. Wir sind auf keinem Auge blind. Und was Menschen dann für sich ableiten, das müssen sie selbst wählen. Aus meiner Zeit in der Volksbildung weiß ich: Echte Weiterentwicklung kann nur auf Basis persönlicher Einsicht erfolgen.
Sonst ist sie nicht nachhaltig. Wem also ein Anliegen ist, dass mehr Menschen sich ökologischer ernähren, sollte das mit positiver Kommunikation anregen. Regional erzeugte, tier- und klimafreundliche Lebensmittel sind der Weg in die Zukunft, doch die ersten Schritte müssen alle Menschen für sie individuell setzen. Und gemeinsam können wir uns um die großen Rahmenbedingungen kümmern, die diesen Weg unterstützen.
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