Die oberösterreichische Landwirtschaftskammer hat eine "durchwachsene Erntebilanz" gezogen. Schuld ist die bisherige Witterung, die die Bauern auch weiterhin zittern lässt. Sie werden heuer österreichweit bei Getreide einschließlich Mais voraussichtlich einen Rückgang um 400.000 Tonnen auf rund 5 Mio. Tonnen hinnehmen müssen, rechnete die oberösterreichische Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger in einer Pressekonferenz am Donnerstag in Linz vor.
Hagel, Sturm und Starkregen haben die Landwirtschaft in den letzten Wochen schwer getroffen. "Die heurige Getreideproduktion (ohne Mais) wird auf rund 2,9 Mio. Tonnen (t) geschätzt und sinkt durch Flächenrückgänge und etwas geringere Hektarerträge unter das Vorjahresniveau sowie unter das langjährige Mittel" informiert Günter Griesmayr, Vorstandsvorsitzender der Agrarmarkt Austria (AMA).
Die Minderernte erklärt sich nicht nur durch die Witterung, sondern auch durch veränderte Anbauflächen. So wurden weniger Wintergerste, Roggen, Weizen und Triticale angebaut. Ein Flächenplus gab es dafür bei Körnermais, Dinkel und Hafer. Zugewonnen an Anbaufläche haben Sojabohne, Zuckerrübe, Öl- und Speisekürbis. Raps hat weiter verloren.
Schwere Hagelschäden
Die "Werkstatt unter freiem Himmel" der Bauern war heuer speziell in Oberösterreich, aber nicht nur dort stark von Wetterextremen beeinträchtigt. Nach einem trockenen Winter kamen ein kühles Frühjahr und ein nasser Sommer. Frostnächte schädigten Obstkulturen und auch Baumschulen. Nach dem nasskalten Mai mussten etliche Ackerflächen wieder neu angebaut werden. Beinahe flächendeckend gab es Ende Juni und ab Mitte Juli schwere Hagelschäden.
Weitreichend sind die Auswirkungen des historisch größten Hagelereignis in der Geschichte der Hagelversicherung in Oberösterreich. Bis zu diesem Zeitpunkt gut entwickelte Getreidebestände wurden massiv geschädigt und führten teilweise sogar zu Totalausfällen. In den für den Roggen bedeutenden Regionen im Spätdruschgebiet Waldviertel kommt es derzeit aufgrund von Unwettern immer wieder zu Verzögerungen der Ernte.
Nicht nur viele Kulturen wurden regelrecht verwüstet, auch Glas- und Folienhäuser, Rundballen, Christbaumkulturen und Gebäude waren betroffen. Und die Bauern zittern weiter. Die Weizenernte in Oberösterreich sei in der Regel in wenigen Tagen im Juli abgeschlossen, heuer ziehe sie sich - fast täglich durch Niederschläge unterbrochen - über Wochen, schilderte der Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr. "Erst wenn die Ernte sicher eingebracht ist, kann man durchatmen", kommentierte die Präsidentin.
Die Preisentwicklung beurteilt sie positiv. Nicht zuletzt, weil es zwar weltweit eine Rekordernte gebe. Sie decke dennoch nur gerade den Bedarf. Die Reisproduktion sei sogar unter den Verbrauch gesunken, es gebe aber Lagermengen. Vor allem China habe den Markt in jüngster Zeit leergeräumt und besitze die Hälfte des weltweiten Maisvorrates.
Preise steigen – kommen aber nicht bei Bauern an
Die Preise für Agrarrohstoffe seien weltweit gestiegen, parallel jedoch auch für Energie, Düngemittel, Futtermittel und Baustoffe. So seien die höheren Preise nicht bei den Bauern angekommen. Die Konsumenten in Europa würden die Entwicklung kaum zu spüren bekommen, weil der Anteil von Weizen in einer Semmel nicht einmal einen Cent ausmache. In anderen Teilen der Welt führe sie hingegen zu Hunger, politischen Unruhen und steigender Migration.
Zu einem bedeutenden Thema im vergangenen Jahr, den wegen Corona knapp gewordenen Fremdarbeitskräften, hielt Langer-Weninger fest, aufgrund der heuer erhöhten Saisonarbeiterkontingente stünden genug zur Verfügung. Allerdings würden in Österreich im Gegensatz zu anderen Ländern gemäß Kollektivvertrag höhere Mindestlöhne gezahlt, was die Konkurrenzfähigkeit der rot-weiß-roten Produkte schmälere. Deswegen und wegen der Verfügbarkeit würden verstärkt Maschinen für die Feldarbeit getestet. Unter anderem gebe es schon eine für das Pflücken von Erdbeeren.
(oekoreich/APA)
In eigener Sache: Wir arbeiten zu 100 Prozent unabhängig von Staat, Parteien, NGOs und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!
In eigener Sache: Wir arbeiten unabhängig von Parteien und Konzernen. Um unseren Fortbestand zu sichern, sind wir auf Abonnent*innen angewiesen. Bitte schließen Sie jetzt ein Abo ab und ermöglichen Sie damit unsere Berichterstattung. Danke!