Von den Rabattschlachten der Supermärkte bei Lebensmitteln ist man ja schon einiges gewohnt – und dass die Extrawurst grundsätzlich nicht unbedingt zu den Premium-Produkten gehört, ist wohl auch Allgemeinwissen. Dass aber nun die Wurst schon um absurde 24 Cent pro 100 Gramm angeboten wird, das schlägt dem Fass dann doch den Boden aus. Und viele Menschen fragen sich angesichts dieser Tiefstpreise: Wo führt dieser Aktions-Irrsinn noch hin? Wie weit treiben die Handelskonzerne die Entwertung von Lebensmitteln noch?
Aktuellstes Beispiel ist eine Aktion bei HOFER, die noch dazu breit mit Flugblatt und im Internet beworben wird. Ein ganzer Block Extrawurst mit einem Gewicht von 1,25 Kilogramm wird da um unglaubliche 2,99 Euro pro Stück angeboten. Inklusive Steuer. Vergessen wir nicht: Ein Schwein musste dafür gefüttert, transportiert und geschlachtet, sein Fleisch dann verarbeitet, verpackt und gekühlt werden. Ein Landwirt muss davon leben. Wie soll sich das bei diesen Preisen ausgehen? Und welches Signal setzt man damit?
Nachgefragt: Wie hat das Schwein gelebt, womit wurde es gefüttert?
Der milliardenschwere deutsche Handelskonzern HOFER wirbt gerne mit der österreichischen Herkunft seiner Waren – doch welcher heimische Produzent gibt sich für solche Aktionen her? Woher genau bezieht HOFER das Fleisch für diesen Aktions-Irrsinn? Wie haben diese Schweine gelebt und womit wurden sie gefüttert? Gibt’s den Bauern in einem Jahr noch, der als Lieferant hinter diesem Extrawurst-Block steht? Und trägt es wenigstens das AMA-Gütesiegel, um zumindest den Mindeststandard zu garantieren?
Denn nichts ist so teuer wie Billigfleisch, wenn man sich die wahren Kosten ansieht.
Wir haben HOFER dazu vorab eine Anfrage geschickt, die man uns auch prompt beantwortete. Daraus geht hervor, dass das verwendete Fleisch zur Gänze aus Österreich stammt. Einen konkreten Lieferanten wollte man uns aber nicht nennen. Auch bestätigte HOFER, dass diese Produkte nicht unter dem AMA-Standard erzeugt werden, verwies aber auf ein eigenes Kontrollprogramm mit noch höherer Transparenz. Und das Futter stammt nur teilweise aus österreichischen Quellen - enthält wohl also doch auch genmanipuliertes Regenwald-Soja.
Was wir gegen den Aktionismus machen müssen
Die Reaktion auf unsere Anfrage ist lobenswert und es ist gut, dass zumindest teilweise Offenheit gelebt wird. Dennoch wäre es gut zu wissen, wer genau die Ware für diese Rabatte liefert und bei welchem Bauern die Schweine gelebt haben. Denn nur so lässt sich unabhängig überprüfen, wie es ihnen ging und ob die konkreten Landwirte auch langfristig eine existenzsichernde Perspektive haben. Leider wollte uns HOFER dazu keine Auskunft geben, dabei wäre genau diese absolute Rückverfolgbarkeit wichtig.
Wir müssen weiter gegen diesen Aktionismus der Handelskonzerne angehen. Dazu gehört der Kampf für die verpflichtende Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln, inklusive einer garantierten Rückverfolgbarkeit. Dazu gehört aber auch, dass wir immer wieder darauf aufmerksam machen, dass andere den wahren Preis für die Rabattprodukte zahlen: Die Tiere, die Natur und am Ende auch unsere Landwirte. Denn nichts ist so teuer wie Billigfleisch, wenn man sich die wahren Kosten ansieht.
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