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Hotelier Dilly: „Nachhaltigkeit gilt für uns gegenüber Natur, Tieren und Menschen“

Es ist eines der bekanntesten Häuser im oberösterreichischen Windischgarsten und seit vielen Jahren beliebter Anziehungspunkt von Reisenden, die nach einem besonderen Naturerlebnis suchen.

7/31/2021
  • Österreich
  • Ernährung
  • Landwirtschaft
Hotelier Dilly: „Nachhaltigkeit gilt für uns gegenüber Natur, Tieren und Menschen“

Es ist eines der bekanntesten Häuser im oberösterreichischen Windischgarsten und seit vielen Jahren beliebter Anziehungspunkt von Reisenden, die nach einem besonderen Naturerlebnis suchen. Das Nationalpark Resort und Wellnesshotel Dilly wird bereits in sechster Generation von der Familie Dilly geführt. Es liegt inmitten des Nationalparks Kalkalpen mit seinen ausgedehnten alten Buchenwäldern, die zum UNESCO-Weltnaturerbe zählen und eine unglaubliche Artenvielfalt beheimaten, die ihres gleichen sucht.

Die Wurzeln des inzwischen mehrfach prämierten Hotels samt Golfplatz & Co liegen in einem bäuerlichen Familienbetrieb mit angeschlossenem Wirtshaus. Seit 1906 wuchs und wuchs das Unternehmen über die Jahre und entwickelte insbesondere seit den 1990er einen ganz besonderen Fokus auf Wellness. Das bezieht sich nicht nur auf ihre Freizeiteinrichtungen, sondern etwa auch auf das kulinarische Angebot. Beim Essen setzen die Dillys auf garantierte Regionalität und haben sich dazu die besten Lieferanten gesucht.

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Im Nationalpark - von Alm zu Alm wandern
Aus genau diesem Grund haben wir von oekoreich mit Hotelchef Horst Dilly gesprochen. Denn es ist für uns zwar wichtig, dass wir kontinuierlich Fehlentwicklungen aufzeigen. Aber wir wollen gleichermaßen auch Vorbilder vor den Vorhang holen die zeigen, dass es auch anders geht. Dazu zählt dieser Hotelier ohne Frage, der mit seiner Familie in den vergangenen Jahren noch mehr als sonst auf Regionalität und Nachhaltigkeit gesetzt hat. Und damit eines der führenden Öko-Hotels in Österreich geschaffen hat.

oekoreich: Ihr Motto lautet „Natürlich bewusst und bewusst natürlich“ – was kann man sich darunter genau vorstellen?

Wir wollen damit zum Ausdruck bringen, dass wir im Hotel den Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen bewusst leben, in jedem einzelnen Bereich des betrieblichen Alltags. Von der Energie über den Einsatz von Reinigungsmitteln, von den im Bau verwendeten Materialien und dem Abfallmanagement bis hin zum Essen. Wir leben seit jeher von und mit dem Nationalpark, es gehört also zu unserem Selbstverständnis, dass wir uns entsprechend ökologisch verhalten, mit einem tiefen Respekt vor der Natur. Wenn man aufwächst in so einer einzigartigen Umgebung, mit all den Schönheiten des Nationalparks, dann färbt das auf einen ab. Wir können also gar nicht anders als nachhaltig.

oekoreich: Großen Einfluss auf Natur und Klima hat auch unsere Ernährung. Woher beziehen Sie Ihre Lebensmittel?

Wir praktizieren das Modell „U100R“, also kaufen wir die Zutaten in einem Umkreis von 100 Kilometern ein. Zumindest das, was hier verfügbar ist, Kaffee und Kakao gibt’s halt nicht bei uns. Aber Milch, Käse, Eier und Fleisch, Gemüse und Obst, bis hin zu Fisch, das alles bekommt man in diesem Radius, wenn man nur will. Natürlich kostet das etwas mehr im Einkauf als die anonyme Ware im Großmarkt, aber das ist es uns wert. Wir wollen unseren Gästen guten Gewissens sagen können, woher ihr Essen stammt, gerade auch wenn es um ethisch und ökologisch sensible Speisen wie tierische Produkte geht. 

oekoreich: Ein wichtiger Punkt. Speziell die Herkunft von Fleisch wird in Hotel- und Gastronomiebetrieben kritisch beäugt. Karten auf den Tisch - wer beliefert Sie?

Wir haben das Glück, dass es mittlerweile auch in der Region Unternehmen gibt, die so produzieren, wie wir uns das wünschen. Unser gesamtes Schweinefleisch- und Rindfleisch-Sortiment stammt etwa vom oberösterreichischen Hersteller Gourmetfein. Das war eine bewusste Entscheidung, nicht nur aufgrund der örtlichen Nähe. Ich bin der Meinung, dass Nachhaltigkeit gegenüber der Natur, aber auch gegenüber den Tieren und den Menschen zu gelten hat. Wenn ich weiß, dass mein Fleisch-Lieferant in der Herstellung auf Glyphosat, Gentechnik, Soja aus dem Regenwald und Tiertransporte verzichtet, dann entspricht das genau unserem Selbstverständnis. Als Familie sind wir der Meinung, dass die Menschen, die zu uns kommen, sich verdient haben, dass Wellness nicht beim Magen aufhört. Und sie sollen auch wissen, woher ihr Fleisch stammt.

oekoreich: Warum ist Ihnen so wichtig zu wissen, wer am anderen Ende der Lieferketten steht?

Weil wir in Österreich noch über eine kleinstrukturierte Landwirtschaft verfügen, die es zu schützen gilt. Wir kennen die schrecklichen Bilder aus dem Fernsehen, von den riesigen Anlagen in anderen Ländern, z.B. Ukraine. Wenn ich im Großhandel einkaufe, dann weiß ich ehrlich gesagt nicht, woher das Fleisch wirklich stammt. Ich kann nur hoffen, dass die Tiere nicht gequält wurden, dass die Arbeiter anständig bezahlt werden und so weiter. Wenn ich aber einen Lieferanten wie Gourmetfein habe, der sogar den Namen der Bauernfamilie auf die Packung schreibt, dann kann ich einen direkten Bezug herstellen. Und wenn mich die Gäste dann am Abend fragen, woher dieses konkrete Stück Rindfleisch stammt, dann kann ich ihnen sogar den Namen des Bauern nennen, der es für sie erzeugt hat. Ich trage eine große Verantwortung als Gastwirt, der möchte ich nachkommen.

oekoreich: Kürzlich gab es Aufregung über importierte Eier im Penny Markt. In der Gastronomie sind importiertes Flüssig- und Pulver-Ei weit verbreitet. Verstehen Sie den Unmut der Menschen darüber?

Absolut! Ich finde das schrecklich. Zum Beispiel Käfigeier, die werden in Österreich glücklicherweise seit Jahren nicht mehr erzeugt, aber importiert werden sie trotzdem. Die Menschen verlieren ja das Vertrauen zu uns, wenn so viel Schindluder mit ihrem Essen getrieben wird. Bei uns im Hotel gibt’s das nicht, wir haben den Bauernhof Reifinger und nur der liefert uns die Eier. Da kenne ich quasi jedes Huhn persönlich und so stelle ich mir das auch vor als Gast. Ich bin außerdem davon überzeugt, dass man als Gastronom ganz stark Einfluss nehmen kann darauf wie sich die Landwirtschaft entwickelt. Wenn ich zum Ei-Gemisch aus dem Tetrapack greife, dann brauche ich mich nicht wundern, dass die Höfe zusperren und die Landschaft mit der Zeit verödet. Aber es geht nicht nur um mein eigenes Geschäft im Tourismus, das mit der Importware nach und nach zerstört wird. Ich glaube wir müssen uns wieder mehr verbunden fühlen mit den Erzeugern unserer Lebensmittel, dazu gehört als Erstes mal sie zu kennen.

oekoreich: Die wichtigste Forderung des erfolgreichen Tierschutzvolksbegehrens ist die verpflichtende Herkunftskennzeichnung, auch in der Gastronomie. Unterstützen Sie das?

Aus ganzem Herzen. Wie sollen denn die Menschen sonst ihren Beitrag leisten, wenn sie gar nicht wissen, woher das Essen stammt. Wer sagt, dass das aus „bürokratischen Gründen“ nicht machbar sei, der sucht aus meiner Sicht nach Ausreden. Natürlich ist es ein Aufwand für uns im Hotel, natürlich ist es in manchen Fällen auch mit Mehrkosten verbunden auf regionale Lebensmittel zu setzen. Aber dann sollen die, die lieber Importware anbieten, das einfach auf die Speisekarte schreiben. Dann schaue ich mir an, wie schnell sich der Markt von selbst regelt. Wenn die Leute wüssten, was ihnen alles aufgetischt wird, sie würden wohl ganz anders reagieren. Es ist einfach unfair, wenn diejenigen, die es korrekt machen, die auf Regionalität und Tierwohl setzen, benachteiligt werden, weil andere sich hinter der Anonymität verstecken können. Es sollte draufstehen müssen, woher die Lebensmittel stammen, immerhin stecken da zahlreiche Existenzen dahinter.

oekoreich: Ihren Betrieb gibt es jetzt bereits seit 115 Jahren. Wie sieht die Zukunft bei Ihnen aus?

Gerade die letzten beiden Jahre mit der Corona-Pandemie haben uns gezeigt, wie schnell sich Dinge ändern können. Und so schwierig sie für die Branche auch waren, sie haben uns auch in unserem Weg bestärkt. Durch die geringe Abhängigkeit von globalen Warenströmen, weil wir eben fast alles aus der Region bekommen, haben wir robustere und nachhaltigere Lieferketten als andere. Und je mehr sich jetzt das Klima und auch das Konsumverhalten der Menschen ändert, umso wichtiger wird der ökologische Gedanke. Wir werden unseren Weg fortsetzen, weil das ja ein nie endender Prozess ist. Auch wir sind immer offen für Weiterentwicklung, das verbindet uns mit der Natur. Ich weiß nicht wie die Zukunft aussieht, aber ich möchte unseren Kindern und Enkelkindern nach Möglichkeit ein Vorbild sein dafür, dass man auch im Einklang mit der Umwelt wirtschaften kann. Und natürlich wünsche ich mir, dass es das Haus noch weitere 100 Jahre gibt.



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Die Familie Dilly
Das Nationalpark Resort Dilly befindet sich in der Phyrnstraße 14 in Windischgarsten. Mehr Infos gibts hier.



Die Entstehung dieses Beitrags wurde durch eine entgeltliche Zusammenarbeit ermöglicht. Die redaktionelle Unabhängigkeit wurde davon nicht berührt.


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