Was war das doch für eine Aufregung: Ausgerechnet das berühmte Café Landtmann, eine Kaffeehaus-Institution ersten Ranges in der österreichischen Hauptstadt, schafft die Kuhmilch ab! So konnte man es zumindest in einigen Medien lesen und entsprechend aufgeregt reagierte das Netz. „Sensationell“ urteilten die einen sehr positiv, als „skandalös“ und „völlig falsch“ befanden es andere.
Bei näherer Betrachtung entpuppte sich die vermeintliche Kultur-Revolution allerdings als Werbeschmäh, den die Eigentümer des Kaffeehauses in Zusammenarbeit mit dem schwedischen OATLY-Konzern geschickt platziert hatten. Einen Tag lang servierte das Kaffeehaus im Rahmen der Marketing-Aktion ausschließlich Haferdrink als Ersatzmittel für die herkömmliche Kuhmilch, ob beim Kaffee oder bei den Mehlspeisen.
Eine krude Erzählung
Der OATLY-Manager nutzte die Aufmerksamkeit, um seine Produkte als „besser für unseren Planeten“ zu inszenieren. Wer allerdings weiß, dass die verwendeten Rohstoffe teils tausende Kilometer reisen, bevor sie bei uns im Kaffee landen, beginnt die Geschichte von der „ökologischen Alternative“ zu hinterfragen. Wie sinnvoll sind vegane Produkte, die unter fragwürdigen Bedingungen erzeugt wurden, siehe Mandelmilch?
Und wie sehr hilft man dem Planeten, wenn man einen Konzern unterstützt, in welchem erhebliche Finanzmittel aus aller Welt stecken, die primär der Profitmaximierung dienen? Das Problem sind nicht vegane Produkte, sondern die teils krude Erzählung, die mit ihnen verbunden ist. Sie stellen den kleinbäuerlichen Kuhmilch-Betrieb aus Österreich indirekt als Bedrohung für die Welt dar. Und das ist Unsinn.
Keine falschen Heilsversprechen bitte
Ich selbst trinke seit Jahren keine Kuhmilch mehr – aus mehreren Gründen. Einerseits vertrage ich sie körperlich nicht, andererseits schmeckt mir der Haferdrink besser. Ich achte aber darauf, dass der aus dem Waldviertel stammt, wo ich auch lebe. Weil ich es pervers finde, dass wir Rohstoffe aus aller Welt importieren, obwohl wir sie in direkter Umgebung haben. Im Supermarkt haben wir zum Glück teils noch die Wahl.
Aber auch wenn ich kein Fleisch esse und keine Kuhmilch konsumiere, so kann und muss ich doch die Bedeutung der kleinbäuerlichen und kleinstrukturierten heimischen Landwirtschaft anerkennen – für die Lebensmittelversorgung, aber auch für die Landschaftspflege und somit den Tourismus. Ja, reden wir gerne über die Klimabilanz von Lebensmitteln, aber bitte nicht mit falschen Heilsversprechen.
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