Zum ersten Mal kürt die in Österreich relativ junge Konsumentenschutz-Organisation „Foodwatch“, die bereits seit vielen Jahren in Deutschland aktiv ist, den „Werbeschmäh des Jahres“. Und dabei spielt die Meinung der Konsument*innen eine besondere Rolle, entscheiden doch am Ende sie, wer die nicht ganz so begehrte Auszeichnung erhalten wird. Eine Vorselektion von enttäuschenden Produkten wurde bereits vorgenommen.
Nun stellen sich 5 besonders dubiose Waren einem großen Online-Voting. Dazu Foodwatch Österreich: „Sowohl das EU-Lebensmittelrecht als auch das österreichische Lebensmittelrecht besagen: Konsument*innen dürfen weder durch Werbung noch durch die Aufmachung von Produkten in die Irre geführt werden. Die Realität sieht anders aus: Die Supermarkregale sind voll von Lebensmitteln, die oft nicht halten, was sie versprechen.“
Ein interessanter Querschnitt
Die fünf im „Finale“ stehenden Produkte sind natürlich nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt an Produkten, die uns tagtäglich in den Supermarkt-Regalen begegnen und die nicht halten, was sie alles versprechen. Doch sie bilden schön den Querschnitt der dreisten Schmähs ab, mit denen Konsument*innen konfrontiert sind. Foodwatch Österreich mit der Detailbeschreibung der einzelnen „Finalisten“:
Beauty Sweeties Fruchtgummi Häschen – „Natur pur”? Voller Zusatzstoffe!: Auf der Vorderseite der Verpackung werben die in Drogeriemärkten erhältlichen Häschen aus Fruchtgummi mit einem grünen stilisierten Blatt, auf dem „Natur pur“ zu lesen ist. Konsument*innen erwarten sich bei so einer Bewerbung ein Lebensmittel ohne Zusatzstoffe. Tatsächlich enthalten die Fruchtgummi Häschen aber jede Menge Zusatzstoffe.
Dreh und Trink – das zuckersüße Erfrischungsgetränk für Kinderhände und Kinderaugen: Die buten Flaschen ködern Kinder mit Comic-Tieren. Sie sind zudem „perfekt für Kinderhände abgestimmt“. Das erklärt der Hersteller auf seiner Website. Und gibt so zu, dass in dieses Produkt viel Kindermarketing-Wissen fließt. Laut WHO sollte ein so zuckerhaltiges Getränk aber nicht an Kinder beworben werden.
Mazola Maiskeimöl – Irreführung in rot-weiß-rot?: „Hergestellt in Österreich“ gibt Mazola auf der Flasche an. Eine Banderole in rot-weiß-rot lässt Konsument*innen leicht denken, der Mais stamme aus Österreich. Über die tatsächliche Herkunft klärt die Verpackung nicht auf. Erst auf Nachfrage erfährt foodwatch, dass der Mais aus allen möglichen EU-Ländern stammen kann. Österreich ist nur eines von vielen.
Merci – die gigantische Preissteigerung mit der Großpackung: Die 400 g Packung der bekannten Schokolade kostet auf den Kilopreis gerechnet um bis zu 61 Prozent mehr als die normale 250 g Packung. Konsument*innen erwarten sich zu Recht bei Großpackungen einen im Verhältnis günstigeren Preis. Nicht so bei Merci: Wer ein großes Danke sagen will, zahlt ordentlich drauf.
Ovomaltine – weniger Inhalt und höherer Preis: Der Hersteller hat in den vergangenen Monaten klammheimlich die Füllmenge um 10 Prozent verringert. Die Kund*innen wurden nicht darüber informiert. Durch die Verringerung der Füllmenge und einen zusätzlichen Preisaufschlag werden Konsument*innen gleich doppelt zur Kasse gebeten. foodwatch fordert den Hersteller auf, die Verringerung der Füllmenge auf der Schauseite der Verpackung leicht erkennbar anzugeben.
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